„Härter als die Eiger Nordwand - solo“…
… so bezeichnete der schweizer Speed-Alpinist Ueli Steck den sportlichen Anspruch des 1. Eiger-Ultra-Trails in Grindelwald / Schweiz. 6 Läuferinnen und Läufer der TUS Lindenholzhausen waren bei der Premiere dieses Berglaufevents im Berner Oberland dabei. Die Etappenorte Große Scheidegg, First, Faulhorn, Schynige Platte, Wengen, Männlichen, Kleine Scheidegg und die Traverse unter der Eiger Nordwand versprachen einmaliges Bergambiente. Mit 101 Kilometern und 6.700 Höhenmetern galt die Strecke E101 als harte Prüfung für jeden Trail Running Teilnehmer. Auch die 51 km lange Strecke E51 mit 3.100 Höhenmetern gipfelte auf dem Faulhorn und bot bestes Bergpanorama. Abgerundet wurde das Programm mit dem „E16 – Genuss Trail“. Hier waren 16 km und 960 Höhenmeter zu bewältigen. Katja Machoczek und Renate Trost starteten auf dieser Strecke. Trotz der Startzeit in der Mittagshitze konnten die Beiden ihren Lauf in vollen Zügen genießen und unterboten mit einer Zielzeit von 2:57h die angestrebte 3-Stunden Marke. Bereits um 5:00 Uhr in der Morgendämmerung wurden 41 Frauen und 311 Männer auf die E101 Strecke geschickt, darunter Reiner Trost und Meinhard Rompel. Wolfgang Laubsch und Ralf Machoczek starteten 2 Stunden später, zusammen mit 387 weiteren Sportlern auf die anfangs fast identische E51 Strecke. Erster Höhepunkt war der malerische Bachalpsee auf 2.265 Metern Höhe. Bei strahlend blauem Himmel spiegelten sich darin, die noch reichlich mit Schnee bedecken Berggipfel der Jungfrau-Region. Der höchste Punkt beider Strecken wurde mit 2.681m auf dem Gipfel des Faulhorns erreicht. Eine grandiose Aussicht auf die Gletscher von Eiger Mönch und Jungfrau entschädigte für die Strapazen des Aufstieges. Der anschließende, vermeintlich erholsame Abstieg über die Schynige Platte ins Tal nach Burglauenen (896m) entpuppte sich als schwere Aufgabe. Zahlreiche Schneefelder, grobes Geröll und ausgewaschene Waldpfade erforderten höchste Konzentration, Trittsicherheit und Kraft. Hier am niedrigsten Punkt der Strecke teilten sich die Wege. Die E51-Läufer hatten jetzt noch 6 km entlang der Schwarzen Lütschine zurück nach Grindelwald zu absolvieren. Ralf Machoczek lief hoch zufrieden mit seiner Leistung nach 10 Stunden und 16 Minuten als 193. der Männer über die Ziellinie. Wolfgang Laubsch finishte nach seinem bisher längsten Wettkampf exakt eine Stunde später auf Platz 232. Für die E101-Läufer bedeutet der Taldurchgang bei Burglauenen erst km 52. 1/6-tel der gestarteten Läufer mussten den bisherigen Strapazen Tribut zollen und gaben an dieser Stelle das Rennen auf. Reiner Trost und Meinhard Rompel befanden sich zu diesem Zeitpunkt im vorderen Drittel des Läuferfeldes und machten sich bei guter Verfassung auf den Weg nach Wengen und den anschließenden 1.000 m steilen Anstieg zum Männlichen (2.343m). Hier entwickelte sich der Wettkampf zu einem Krimi. Wenige hundert Meter unter dem Gipfel wurden die Beiden von einer Gewitterzelle mit Starkregen und Hagel überrascht und der verbleibende Aufstieg gestaltete sich äußerst gefährlich. Das vorgeschriebene obligatorische Pflichtmaterial mit Regenjacke und warmer Kleidung musste zum Einsatz kommen. Der Wettkampf wurde unterbrochen. Läufer die den Gipfel erreichten wurden bei km 67 in der Bergstation des Männlichen eingesammelt. Um die Sicherheit der Trailrunner nicht zu gefährden wurde die Männlichenwand daraufhin gesperrt. In Wengen ankommende Läufer wurden mit der Seilbahn auf den Gipfel befördert und die restliche Renndistanz musste um ca. 9 km gekürzt werden. Nach 45 Minuten wurde das Rennen dann erneut freigegeben. Bei einsetzender Dunkelheit absolvierte das nun wieder verdichtete Läuferfeld den Abstieg ins Tal. Für den letzten Anstieg zum Pfingstegg über stockdunkle Waldpfade kamen die mitgeführten Stirnlampen zum Einsatz. Kurz nach Mitternacht erreichten Reiner Trost und Meinhard Rompel erschöpft aber überglücklich gemeinsam das Ziel und wurden von den Vereinskameraden gebührend empfangen. Nach 19 Stunden und 8 Minuten wurde deren Uhren angehalten – lange vor dem Zeitlimit, welches mit 28 Stunden angesetzt war. Dies ergab Rang 165 und 166 für die Beiden. Die Platzierungen wurden durch das Gewitterchaos kräftig durcheinandergewirbelt, da der Zwangsstopp nicht bei allen Läufern abgezogen wurde. Ebenso fand auch der Seilbahneinsatz für gut die Hälfte des Läuferfeldes keine Berücksichtigung bei der Zeitmessung und der Rangliste. Doch das war nebensächlich. Alle TuS – Läufer hatten an diesem Tag eine gewaltige physische und mentale Energieleistung vollbracht.
24.07.2013 Meinhard Rompel
http://www.eigerultratrail.ch/de/
http://www.trailrunning.de/laufberichte/eiger-ultra-trail/haerter-als-die-nordwand-solo/2134